Presseberichte

Sonntags Post vom 12.12.1999

Modelle erzählen Geschichte der Kerpener Eisenbahn

Ausstellung beleuchtet wichtiges Kapitel der Vereinsgeschichte

Kerpen (cs). Nicht nur die Kinder bekommen beim Anblick der Modellbahnausstellung im Haus für Kunst und Geschichte leuchtende Augen: Auch so mancher Erwachsene murmelt ein fasziniertes "Ja, so sah das hier früher aus" vor sich hin und bestaunt die detailgetreuen Nachbildungen der ehemaligen Nebenbahnstrecke bei Kerpen.

Gebaut wurden die Modelle von der im März 1996 gegründeten Modelleisenbahn-Gemeinschaft Kerpen. Ihr ursprüngliches Ziel, die Nebenbahnstrecke Kerpen - Horrem im Maßstab 1:87 (HO) nachzubauen, wurde mittlerweile erweitert und umfasst jetzt die Kerpener Streckenabschnitte von Bedburg nach Liblar sowie von Benzelrath nach Oberbolheim.

Ziemlich schnell wurde den Eisenbahnfreunden klar, dass sie sich da eine wahre Sisyphusarbeit aufgehalst hatten. "Das Bauen der Modelle ist nicht die Hauptarbeit, obwohl es viel Zeit in Anspruch nimmt" erklärt Dieter Kempf, der Vorsitzende der Eisenbahnfreunde. "Die wahre Herausforderung liegt in der historischen Nachforschung."

Auf diesem Gebiet haben die Modellbauer schon eine ganze Menge Material aus Archiven der Deutschen Bahn oder der Stadt Kerpen zusammengetragen.

Dennoch tauchen immer wieder Photos aus privaten Beständen auf, die die Modellbauer manchmal an den Rand der Verzweiflung trieben: "Wir wollen natürlich, dass die Modelle exakt die Wirklichkeit der 60-er Jahre nachbilden. So haben wir Modelle nach den uns bekannten Vorlagen gebaut", erklärt Dieter Kempf, "kurze Zeit später tauchte dann neues historisches Material auf, aus dem hervor ging, dass es doch etwas anders aussah."

Das mühsam gebastelte Modell war also umsonst gebaut worden und musste abgerissen und neu angefertigt werden. Dennoch haben die Modellbauer schon viel geschafft: Neben dem 5,20 Meter langen Modul des Kerpener Bahnhofs sind auch der Haltepunkt Langenich, die Erftbrücke bei Mödrath und der Brüggener Bahnhof in der Ausstellung zu sehen.

Bis die Anlage fertig ist, dürften aber noch zwei bis drei Jahre vergehen. Dann sollen die einzelnen Module zu einer großen Gesamtanlage zusammengesetzt werden. Zur Zeit umfasst der historische Streckennachbau eine Länge von rund 30 Metern, wobei die Aufbauten fast ausschließlich handgefertigte Einzelexemplare beinhalten.

Ins Grübeln kamen die Modellbauer bei der Überlegung, wo die fertige Anlage, die dann rund 70 Meter messen wird, überhaupt aufgebaut erden kann. Bei ihrer Ansprache zur Ausstellungseröffnung erntete Stadtarchivarin Susanne Harke-Schmidt Heiterkeit für die Bemerkung, die Jahnhalle sei dafür ja wie geschaffen.

"Dabei war das durchaus ernst gemeint", lacht die Archivarin, die sich vor allem über das rege Publikumsinteresse an der Ausstellung freute: "Über 150 große und kleine Eisenbahnfreunde waren bei der Eröffnung dabei." Auch während der Öffnungszeiten ist die Ausstellung regelmäßig gut besucht. Am heutigen Sonntag ist die Ausstellung von 10 bis 16 Uhr geöffnet, wer also eine Reise in die Vergangenheit der Kerpener Eisenbahn unternehmen möchte, sollte diese Gelegenheit nicht verstreichen lassen.

Kölnische Rundschau vom 30.11.1999

Eisenbahnfreunde stellen im Haus für Kunst und Geschichte aus - Suche nach der richtigen Farbe für die Fassade des Bahnhofsgebäudes

Schienenwege in Kerpen als historisches Modell - Von Oliver Tripp

Kerpen. Vom Kerpener Bahnhof fanden sich keine Baupläne mehr im Stadtarchiv. Anhand eines Schwarzweiß-Fotos nahm ein Mitglied der Modelleisenbahngemeinschaft Kerpen Maß, andere bauten das Gebäude aus Holz, Gips und Leim nach. Nur die Fassade blieb grau. Über die Farbe gab das Schwarzweißfoto nämlich keine Information. "Erst eine alte Dame gab uns den entscheidenden Hinweis über die Farbe des Bahnhofes und ein altes Farbbild als Beleg dazu", erinnert sich der stellvertretende Vorsitzende Manfred Coenen.

In Lindgrün ist seit Freitagabend das Modell im Maßstab 1 : 87 in der Ausstellung "Schienenwege in Kerpen" im Haus für Kunst und Geschichte mitten in der sieben Meter langen HO-Gleisanlage des Kerpener Bahnhofs zu sehen. Um dem letzten Kritiker den Wind aus den Segeln zu nahmen, rüsteten die Modellbauer das kleine Gebäude sogar ein. "So sieht es wie frisch gestrichen aus", sagte Manfred Coenen. Aber Kritik gab es am Freitag nicht, selbst der Kerpener Künstler Hans Josef Baum meinte, der Farbton sei gut getroffen.

Den Spaß am Spiel mit der Modelleisenbahn verknüpfen die Eisenbahnfreunde mit der historischen Recherche, denn ihr Streckennachbau der Nebenbahn Horrem-Kerpen, angesiedelt zum Beginn der 60er Jahre soll authentisch sein.

Strecke der 60er Jahre entsteht originalgetreu

Seit der Gründung der Modelleisenbahngemeinschaft im März 1996 bauten drei Frauen und elf Männer rund 24 befahrbare Meter von insgesamt 70 Metern geplanter Strecke. "Die Jahnhalle ist bereits für 2003 reserviert, wenn die Anlage komplett ist", sagte die Stadtarchivarin Susanne Harke-Schmidt und schenkte dem Vorsitzenden Dieter Kempf einen großen Topf voll Leim und eine alte Eisenbahnleuchte.

Vorlagen zum Bau lieferte etwa Susanne Pingen, die im Keller des Kerpener Stadtarchivs durch die Akten stöberte, um Streckenverläufe, Baupläne der Bahnhöfe und andere Dokumente ins Tageslicht zu fördern. Sie sind in der Ausstellung zu sehen, ebenso alte Fotos von Bahnhöfen, Fahrdienstvorschriften und Loks. Zu den ältesten Bahnhöfen zählen Buir und Horrem. Sie nahmen den Betrieb bereits 1841 an der Hauptstrecke Köln-Aachen auf, die für den internationalen Verkehr mit Belgien und Holland gebaut wurde.

Auch Geschichten und ein Schulaufsatz der Manheimer Schule zum Buirer Bahnhof aus dem Jahr 1895 lasen Dieter Kempf und Susanne Harke-Schmidt vor. Aber immer noch fehlen den Modellbauern historische Fotos von Haltepunkten und allen möglichen Gebäuden in der Nähe des Bahndamms. Wer Fotomaterial für die Modellbauer hat, kann Dieter Kempf unter (02237) 53 451 erreichen.

Besucher erinnerten sich ihrerseits. Gerta Baum etwa an den tragischen Unfall ihrer Schwester Lena Thelen: Am 16. Januar 1928 musste sie am Mödrather Bahnhof in Richtung Liblar umsteigen. Der Anschlusszug fuhr bereits an, der Schaffner hielt der laufenden Frau die Hand entgegen, wollte sie in den fahrenden Zug ziehen. Doch Lena Thelen kam ins Straucheln und geriet unter die Räder des Waggons. Ein Bein wurde ihr abgetrennt.


Kölner Stadt- Anzeiger vom 30.11.1999

Ausstellung Der Kerpener Bahnhof ist nun lindgrün

Modellbauer rekonstruierten Schienenwege in der Kolpingstadt - Von Peter Köllen

"Das wird bestimmt der Renner unter den Ausstellungen dieses Jahres", ist Stadtarchivarin Susanne Harke-Schmidt sich sicher. Seitdem vor zwei Wochen die Plakate für die Ausstellung "Schienenwege in Kerpen" ausgehängt wurden, geht die Klingel an der Tür des Hauses für Kunst und Geschichte am Kerpener Stiftsplatz unaufhörlich. Doch die Leiterin des Museums musste die Besucher immer wieder vertrösten. Denn die Modell-Eisenbahn-Gemeinschaft Kerpen (MGK) eröffnete ihre Schau über die längst abgebauten Schienentrassen in der Kolpingstadt erst am vergangenen Wochenende.

Seit nunmehr drei Jahren bemühen sich die Mitglieder um den Vorsitzenden Dieter Kempf, die prägnanten Haltestellen der Nebenbahnstrecke Kerpen-Horrem, die Ende der 60-er Jahre stillgelegt worden war, im Maßstab 1:87 detailgetreu nachzubauen. Mit der Arbeit wuchs der Spaß, und so kamen auch noch der Schienenstrang von Horrem nach Brüggen und der von Benzelrath nach Oberbolheim hinzu. Das bisherige Ergebnis präsentieren sie nun der Öffentlichkeit.

Die Bastelei des Eisenbahnfans wird oft dadurch erschwert, dass alte Bahnhöfe, Fabriken und Gleisanlagen längst abgebaut sind. Seit Jahren arbeiten sie deshalb mit den Archiven der Stadt und Rheinbraun zusammen, um alte Pläne, Fotos und andere Dokumente als Vorlage zu finden, berichtet Kempf. Alle diese Unterlagen werden ebenfalls ausgestellt. Vom Kerpener Bahnhof gab es aber nur Schwarzweiß-Fotos, und so entschieden sich die Mitglieder, dieses Modell grau zu streichen. "Bei einer anderen Ausstellung überraschte uns dann eine Frau mit ihrer Meinung, die Farbe sei falsch", sagte Kempf. "Zwei Stunden später kam sie mit einem Farbfoto des Bahnhofs wieder. Unser Modell ist deshalb jetzt in Lindgrün bemalt." Auch beim Nachbau des Brüggener Bahnhofs hat die MGK so ihre Probleme. "Es wurde offenbar nur von einer Seite fotografiert", berichtet Manfred Coenen, ebenfalls vom Vorstand. Die Rückseite des Hauses besteht deshalb nur aus einer Sperrholzplatte. Coenen: Wir wissen ja noch nicht, wie er von der anderen Seite aussah." Dafür ist das Umfeld der Haltestation liebevoll mit Schrebergärten und einer Brücke ausgestattet. Dringend sucht MGK deshalb auch nach Unterlagen und vor allem Fotos über diesen und den einstigen Bahnhof in Türnich. Auch über den Abschnitt von Kerpen nach Nörvenich sind die Modellbauer noch auf Hinweise angewiesen.

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